Schleiz ist Schleiz
Während unter der Woche Buchvorstellungen, Theaterstücke, Vortragsabende oder Freilichtfilmvorführungen zum Besten gegeben wurden, bestimmten am zweiten Festwochenende nostalgische Klänge auf dem Dreieck das atmosphärische Bild. Über 620 Fahrzeuge, Zwei-, Drei- und Vierräder vornehmlich eines betagteren Alters, waren exakt 100 Jahre nach der ersten offiziellen Brennstoffprüfung für Automobile und Motorräder in Deutschland auf dem Dreieck in Aktion zu bestaunen und ließen das Herz von Freunden des historischen Motorsportes dicke Purzelbäume schlagen. Die beiden Fahrerlager platzten aus allen Nähten, sodass sogar das Paddock unvermittelt erweitert werden musste. Auch wenn es organisatorischer Natur bei dieser Mammutveranstaltung die ein oder andere Verstimmung zu vernehmen gab, tat das dem allgemeinen Klima keinen Abbruch. In jeder Ecke wurde gefachsimpelt, philosophiert und in Erinnerungen geschwelgt. Die Gästeliste, die vom nimmer müde werdenden Stromhardt Kraft erstellt wurde, hielt was sie versprach. Viele Haudegen vergangener Zeiten erwiesen dem Dreieck mit ihrer Anwesenheit die Ehre. Stellvertretend sei an dieser Stelle die alte Schweizer Formel-3-Gilde um Bernhard Baur, Ruedi Gygax und Hans-Peter Hoffmann genannt. Die beiden letzteren Eidgenossen weilten nach über 50 Jahren erstmals wieder in Schleiz und zeigten sich von der einmaligen Atmosphäre überwältigt. Natürlich bereicherten auch reihenweise die mit reichlich Erfahrung ausgestatteten ehemaligen Stars der Pokal-für-Frieden-und-Freundschaft-Szene die Veranstaltung. Bei den Zweirädern brachte das Team Motul UCR ein breites Portfolio an technischen Leckerbissen auf die Strecke. Über giftige Zweitakter aus der Grand-Prix-Szene bis hin zu modernen Moto2- und Moto3-Maschinen war alles dabei. Angeführt wurde die illustre Truppe vom zweifachen Weltmeister Carlos Lavado.
Sportlicher und emotionaler Höhepunkt war die mit viel Applaus bedachte Ehrenrunde aller Teilnehmer um den (fast!) kompletten alten Kurs des Schleizer Dreiecks. An historischer Stelle, in der Waidmannsruherkurve in Oberböhmsdorf, wo vor einem Jahrhundert die Geschichte des Schleizer Dreiecks ihren Lauf nahm, wurde mit viel Liebe zum Detail ein historischer Start nachgestellt. 20 000 Zuschauer verliehen den Feierlichkeiten einen würdigen und ehrbaren Rahmen. „Jede Rennstrecke hat ihren Reiz, am schönsten ist es aber in Schleiz.“ Diese steile These war an diesem Wochenende sicher nicht von der Hand zu weisen.