Einfach nur irre

Noch viele Tage später schwärmte Güngör Bayram über dieses Wochenende auf dem Schleizer Dreieck. „Es war ein fantastisches Erlebnis für mich mit unbeschreiblichen einprägsamen Eindrücken, dass ich vielen tollen Menschen verdanke“, bedient sich der Jenaer ganz bewusst Superlativen. Güngör Bayram ist blind. Bereits mit der Geburt war seine Sehkraft stark eingeschränkt, inzwischen ist diese ganz erloschen. Das hinderte den lebenslustigen Mann aber keineswegs daran, eine Ausbildung zum Autosattler zu machen. Bei einer notwendig gewordenen Reha-Maßnahme traf er auf seine heutige Ehefrau. Der Liebe wegen verschlug es ihn vor drei Jahren nach Jena. Seine Frau, die ebenfalls blind ist, war im vergangenen Jahr auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk für ihren Gatten. „Güngör ist allem gegenüber aufgeschlossenen und ein unheimlich unternehmungslustiger Mensch. Da ich wusste, dass er durch seine Ausbildung Sehnsüchte hatte, in einem Pkw einmal abseits des normalen Straßenverkehrs etwas aktionreicher mitfahren zu können, suchte ich den Kontakt nach Schleiz. Dort wurde ein Gutschein für eine Mitfahrt in einem Drifttaxi vermittelt“, erklärt Cornelia Bayram die Vorgeschichte. Die Begeisterung beim Gatten war riesig und mit jedem Tag wuchs die Vorfreude. „Es war aufregend“, erzählt Güngör Bayram. „Meine ersten Wahrnehmungen vor Ort waren geprägt vom Quietschen der Reifen, den markanten Motor- und Auspuffgeräuschen und das die Strecke bewässert wird. Dazu wehte noch etwas Wind. Mit einem Lächeln wurden wir vom Team um Veranstalter Johannes Schuler begrüßt.“ Viel Zeit, die neu gewonnenen Eindrücke an der Rennstrecke zu verarbeiten, blieben den Jenaer aber nicht. „Sofort fuhr ein Wagen vor und ich durfte in einem Lexus Platz nehmen. Zunächst löcherte ich meinen Fahrer Rick Weinert über die technischen Daten des Fahrzeuges. Und dann ging es los. Mit Vollgas sind wir auf die Strecke aufgefahren und in den Drift eingestiegen. Ich habe vor lauter Freude geschrien.“ Damit aber nicht genug, denn auf Güngör Bayram wartete noch eine Überraschung: der Porsche GT4 von Bianca Probst stand parat. „Ich habe geschwitzt und gleichzeitig gefroren, laut gejubelt und bin fast ausgeflippt. Die Gefühle fuhren mit mir Achterbahn.“ Noch viermal stieg Güngör Bayram an diesem Tag in verschiedene Autos und genoss jede einzelne Sekunde bei seinen Mitfahrten. Güngör Bayram bezeichnet seinen Ausflug an das Schleizer Dreieck als ein Ereignis, das er nie mehr in seinem Leben vergessen werde. „Man hatte mich vorher gewarnt: Wenn du das einmal gemacht hast, willst du das immer wieder tun. Ich muss zugegeben, die Leute haben recht behalten. Ich träume jetzt jeden Tag davon und komme ganz bestimmt wieder.“

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